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Hessen als Standort für Zukunfts-Technologie


Podiumsdiskussion des CDU-Wirtschaftsrates zur Brennstoffzellentechnik


Höchst, 6. Februar 2004 - „Die Zukunft der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik ist schon sehr nahe“, sagte Moderator Thomas Köbberling bei einer Podiumsdiskussion, bei der Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft am Donnerstag, 5. Februar, Trends und Auswirkungen dieser neuen Technologie erörterten. Rund 170 Gäste waren der Einladung des CDU-Wirtschaftsrates in den Industriepark Höchst gefolgt, wo die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik auch im wortwörtlichen Sinne sehr nah ist. Die Firma Celanese Ventures produziert in Höchst die weltweit ersten Membran-Elektroden-Einheiten für Hochtemperatur-PEM-Brennstoffzellen. Die Energie für diese Pilotanlage liefert ein Brennstoffzellen-Blockheizkraftwerk der Industriepark-Betreibergesellschaft Infraserv Höchst.

Dr. Rhiel: Hoffnungsträger für künftige Energieversorgung

„Die Wasserstoff- und Brennstoffzellenenergie ist Hoffnungsträger für eine zukunftsfähige Energieversorgung“, erklärte der hessische Wirtschaftsminister Dr. Alois Rhiel, der an der Diskussionsrunde teilnahm. Dass hessische Unternehmen bei der Entwicklung und Herstellung von Komponenten für diese innovative Technik eine wichtige Rollen spielen, führte der CDU-Politiker unter anderem auch darauf zurück, dass inzwischen eine technologiefreundliche und zukunftsorientierte Haltung in Hessen Einzug gehalten habe. Weiterhin engagiere sich die Landesregierung, den Wissenstransfer zu fördern, Kompetenznetzwerke zu schaffen und beispielsweise kleinen oder mittelständischen Unternehmen Wege zu Kapitalgebern zu ebnen. Der Minister wies in diesem Zusammenhang auf den neuen Brennstoffzellenatlas hin, den die Technologiestiftung Hessen im Auftrag des hessischen Wirtschaftsministeriums erstellt hat. Der im Rahmen der Aktionslinie „hessen-umwelttech“ erstmals 2002 veröffentlichte Atlas stellt in deutscher und englischer Sprache 25 Unternehmen und sechs wissenschaftliche Einrichtungen aus Hessen vor, die sich mit der Wasserstoff- und Brennstoffzellenenergie beschäftigen.

Celanese entwickelt Membran-Elektroden-Einheiten für Brennstoffzellen

Dass die Brennstoffzellentechnologie eine Wachstumschance für die chemische Industrie darstellt, hat man im Industriepark Höchst bereits vor fast zehn Jahren erkannt. Horst-Tore Land, Geschäftsführer der Celanese Ventures GmbH, stellte die bis ins Jahr 1995 zurückreichenden Aktivitäten des Unternehmens in diesem Bereich vor. Heute produziert Celanese in einer Pilotanlage am Standort Membran-Elektroden-Einheiten (MEE) für PEM-Brennstoffzellen. „Die Bedeutung der Membran Elektroden-Einheit ist vergleichbar mit der eines Mikroprozessors für den Computer“, verdeutlichte Dr. Land die Bedeutung dieser Komponente. Celanese bietet als einziges Unternehmen weltweit eine MEE an, die bei hohen Temperaturen von 200° C zuverlässig arbeitet. Durch die höhere Betriebstemperatur werden Brennstoffzellen kostengünstiger und zuverlässiger. Seiner Meinung nach wird sich die Brennstoffzelle bereits in einigen Jahren einen zunehmenden Marktanteil im Elektronikbereich oder der Haustechnik erobern. Breite Einsatz- und Absatzmöglichkeiten im Automobilbereich dürften noch zehn Jahre auf sich warten lassen. Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg sei die Kostensenkung – was durch die Celanese-Technologie erreicht werden könnte. Als Standort für eine Massenproduktion von Brennstoffzellen-Membran-Einheiten käme auch Hessen in Frage – wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

Hessen benötigt Brennstoffzellenfertigung

Einig waren sich Experten und Besucher der Diskussionsveranstaltung, dass Hessen eine Brennstoffzellenfertigung benötigt. Prof. Dr. Birgit Scheppat von der Fachhochschule Wiesbaden/Rüsselsheim hatte bei ihrem Vortrag darauf hingewiesen, dass in Deutschland zwar international führende Komponentenlieferanten beheimatet sind, aber die Herstellung kompletter Brennstoffzellen, so genannter „Stacks“, überwiegend in Nordamerika stattfindet. Auch Minister Rhiel fürchtet, dass dies angesichts technologischer Abhängigkeiten sehr negative Folgen haben könne. Hessen sei aufgrund der hier gleichermaßen stark vertretenen chemischen Industrie und der Automobil-Zulieferbranche sowie der bereits etablierten Lieferanten von Brennstoffzellenkomponenten dafür prädestiniert, Standort für die Massenfertigung von Brennstoffzellen-Stacks und Peripheriegeräten zu werden.

Industriepark Höchst bietet optimale Rahmenbedingungen

Dass im Industriepark Höchst die Rahmenbedingungen für derartige Produktionseinrichtungen bestens sind, hatte zuvor Dr. Dieter Kreuziger, Geschäftsführer von Infraserv Höchst, verdeutlicht. Neben der optimalen Infrastruktur, von der bereits die rund 80 am Standort ansässigen Unternehmen profitieren, spricht vor allem die Verfügbarkeit des Rohstoffes „Wasserstoff“ für den Industriepark als Standort für eine wachsende Brennstoffzellen-Industrie. 30 Millionen Kubikmeter Wasserstoff fallen im Industriepark pro Jahr aus der Chlorproduktion an. Bislang wird der Wasserstoff zum Teil vermarktet, der Rest wird einer thermischen Verwertung zugeführt. Für Dr. Kreuziger ist es naheliegend, dass Firmen, die sich dieser neuen Technologie widmen, auch das vielfältige Produktions- und Innovationsnetzwerk des Industriepark nutzen. „Chemie ist nichts anderes als der intelligente Umgang mit einem Energiegefälle, und genau dies findet an diesem Standort seit nunmehr 140 Jahren statt. Für den Industriepark und Infraserv Höchst als Betreibergesellschaft ist es daher Chance und Verpflichtung zugleich, die Weiterentwicklung dieser Technologie zu fördern und damit den Standort, aber auch die gesamte Rhein-Main-Region in einem zukunftsträchtigen Bereich gut zu positionieren“, sagte Dr. Kreuziger.

Wasserstoff- und Brennstoff-Initiative Hessen

Diesem Ziel hat sich auch ein im Frühjahr letzten Jahres gegründeter Verein verschrieben: Die Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Initiative Hessen, der mittlerweile bereits rund zwei Dutzend Firmen und Institutionen angehören, will die neue Technologie fördern und vorhandene Kompetenzen weiterentwickeln. Vereinsvorsitzender Dr. Heinrich Lienkamp, bei Infraserv Höchst in der Division Energien tätig, stellte unter anderem das Projekt „Zero Regio“ vor, das von der Europäischen Union unterstützt wird und eine deutliche Emissionsreduzierung in den Regionen Rhein-Main sowie der Lombardei zum Ziel hat. Prof. Dr. Birgit Scheppat von der Fachhochschule Wiesbaden, Zweite Vorsitzende des Vereins, hatte eingangs Funktionsweise und Anwendungsgebiete von Brennstoffzellen erläutert. "Die wachsende Weltbevölkerung, steigende Kosten für die Energiebeschaffung und vor allem die zu erwartende Verdoppelung der Kraftfahrzeugzahl von derzeit 800 Millionen auf 1,6 Milliarden bis zum Jahr 2050 machen die Weiterentwicklung einer emissionsarmen Technologie unumgänglich“, sagte Prof. Dr. Scheppat. Wie groß das Interesse an dieser Technologie ist, zeige sich an den guten Berufsaussichten der jungen Experten. „Die Studenten, die ich derzeit ausbilde, gehen weg wie warme Semmeln“, sagte Prof. Dr. Scheppat.

(Pressemeldung der Infraserv Höchst)

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